Die Berliner Firma friendsurance bietet online günstige Versicherungen an. Neben günstigen und fairen Tarifen besteht bei Schadensfreiheit die Möglichkeit einer Beitragsrückerstattung. Dies wird erreicht, indem sich die Kunden von friendsurance zu kleinen Netzwerken zusammenschließen. Bleiben alle Mitglieder übers Jahr schadensfrei, gibt es bis zur Hälfte der gezahlten Beiträge zurück. Im Angebot sind Haftpflicht-, Hausrat- oder Rechtschutzversicherungen. Auch Handy, Laptop oder Kamera können versichert werden. Der Bedarfs-Check hilft, die passenden Versicherung für ein Eigenbedarf zu finden. Alle Policen sind unkompliziert kündbar. Die Preise der Angebote können direkt verglichen und gegenübergestellt werden.
Friendsurance ist ein Projekt der Berliner Alecto GmbH und seit dem Frühjahr 2010 als unabhängiger Versicherungsmakler mit einem ganz neuen Modell auf dem deutschen Markt aktiv. Versicherte können sich über die Plattform zu kleinen Netzwerken zusammenschließen und bei gemeinsamer Schadensfreiheit Beitragsrückerstattungen bis zu 56 Prozent erhalten. Diese Möglichkeit wird für bestehende und neu über Friendsurance abgeschlossene Versicherungen in den Sparten Hausrat, Haftpflicht, Rechtsschutz und Elektronik angeboten. Der Versicherungsschutz wird durch die Netzwerke nicht tangiert. Die recht hohen Rückerstattungen werden unter anderem durch Rückgänge bei Versicherungsbetrug gegenfinanziert.
Versicherungsnehmer können sich in Netzwerken über die Plattform zusammenschließen. Friendsurance schlägt Interessenten andere Mitglieder mit passendem Profil vor, erlaubt aber auch ausdrücklich die Verbindung mit Freunden oder Verwandten. Im Durchschnitt sind 3-10 Personen in einem Netzwerk miteinander verbunden. Ein Teil der Versicherungsbeiträge der Mitglieder eines Netzwerks verbleibt bei Friendsurance und wird am Ende des Versicherungsjahres als Beitragsrückerstattung ausgezahlt, wenn kein Versicherungsnehmer des Netzwerks einen Versicherungsschaden meldet.
Fällt ein Schaden an, wird die Beitragsrückerstattung gekürzt. Summieren sich höhere Schadenssummen, entfällt die Beitragsrückerstattung ganz – Versicherungsnehmer zahlen dann den regulären Beitrag für ihre Police. Bleiben Schadensmeldungen aus betragen die Rückerstattungen je nach Versicherungssparte in der Spitze zwischen 40 und 56 Prozent. Versicherungsnehmer können also bei einem günstigen Verlauf rund die Hälfte ihrer Beiträge sparen, ohne ihren Versicherungsschutz zu schwächen.
Wenn ein solcher Mehrwert realisiert wird ist sein Zustandekommen zu hinterfragen. Friendsurance begründet die hohen Beitragsrückerstattungen u.a. auch mit Einsparungen bei den Versicherern. „Wenn sich alle fairer verhalten, also z. B. keinen Versicherungsbetrug begehen, entstehen für die Versicherung weniger Schäden als üblich. Dafür werden alle Mitglieder des Netzwerks belohnt“. Die Substanz der Beitragsrückerstattungen speist sich demnach aus einer geringeren Anzahl von Schadensmeldungen – ob diese ausschließlich das Resultat einer höheren Hemmschwelle gegenüber Betrug darstellt oder auch auf den Verzicht auf kleinere, rechtmäßige Meldungen unter dem gefühlten Druck des Netzwerks lässt sich nicht abschließend beurteilen.
Friendsurance bezieht sein Angebot auf Privathaftpflichtversicherungen, Hausratversicherungen, Rechtsschutzversicherungen und Elektronikversicherungen. Die gemessen an den laufenden Kosten wichtigsten Versicherungen wie PKV und BU bleiben damit bislang außen vor. Ob die Integration dieser Versicherungssparten in das Konzept überhaupt möglich ist bleibt abzuwarten. Haftpflichtversicherungen und auch die meisten Hausratversicherungen bieten aufgrund der ohnehin überschaubaren Prämien allerdings wenig Sparpotenzial.
Es lohnt sich, das Konzept von Friendsurance genauer zu betrachten und in seiner Konsequenz weiterzudenken. Das Konzept könnte von grundlegender Bedeutung sein, falls die soziale Kontrolle des Netzwerks zu einer substanziellen Verringerung von Versicherungsbetrug führt, der Studien der Versicherungswirtschaft zufolge in Deutschland weit verbreitet ist. Dass die Versicherer durch die Netzwerke genauere Informationen über auffällige Personen erhalten ist auszuschließen, da Versicherungsnehmer mit auffälligen Merkmalen schon heute im HIS registriert werden. Denkbar ist aber, dass sich die Mitgliedschaft in einem Versichertennetzwerk mit Beistandserklärungen (diese bilden die rechtliche Basis für das Konzept) aus Sicht der Versicherer zu einem statistisch signifikanten Positivmerkmal entwickelt.
Der Internetauftritt ist übersichtlich, enthält allerdings auch verhältnismäßig wenige Informationen über das Konzept und seine Hintergründe. Bis zu Vergleichsdatenbank mit Versicherungstarifen sind mehrere Klicks erforderlich. Positiv: Der Vergleich kann durchgeführt werden, ohne persönliche Daten zu hinterlassen. Wer es an den zahlreichen Kontakt- und Rückrufformularen vorbei schafft kann also zunächst Anonymität wahren. Zu jedem vermittelten Versicherungstarif steht ein ausführliches Datenblatt mit allen Informationen zum Leistungsumfang zur Verfügung. Der Schwerpunkt der inhaltlichen Darstellung liegt jedoch eindeutig auf der Idee des Netzwerks und nicht auf fachlicher Tiefe im Hinblick auf Versicherungen.
Das Modell von Friendsurance ist innovativ und könnte genügend Substanz besitzen, um den Versicherungsmarkt zumindest für einen Teil der Betroffenen signifikant zu verändern. Um sich selbst zum Durchbruch zu verhelfen müsste das Unternehmen in der Zukunft den empirisch belegten Nachweis erbringen, dass Netzwerke zur Verringerung von Versicherungsbetrug beitragen können. Das Sortiment ist aufgrund der zahlreichen Partner aus dem Versicherungssektor in der Tiefe ausreichend, in der Breite aber ausbaufähig, weil wichtige Versicherungssparten bislang vollständig fehlen und für einen Großteil der potenziellen Kundschaft allenfalls die Haftpflichtversicherung interessant sein dürfte, die wenig Einsparpotenzial bietet. In der Gesamtbetrachtung erscheint deshalb die Bewertung „Gut“ angemessen.