Implanon im Test - Note: Befriedigend
Besonders junge Frauen, die auf längere Sicht kein Kind planen und für einige Jahre eine sichere und zuverlässige hormonelle Verhütung suchen, sollten über ein Implanon Stäbchen nachdenken. Einmal eingesetzt, gibt das Stäbchen über Jahre hinweg Hormone in den Körper ab und verhindert so zuverlässig das Eintreten einer Schwangerschaft. Aber auch wenn Implanon mit Sicherheit bequem und praktisch ist, so sollten dennoch die für hormonelle Verhütungsmittel typischen Nebenwirkungen, welche auftreten können aber nicht müssen, nicht vergessen werden. Dazu gehören vor allem Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen und Blutungen. Angesichts des noch dazu nicht gerade geringen Preises für das Einsetzen und das Stäbchen an sich, ist das Testurteil „befriedigend“ also nicht überraschend.
Im Überblick: ein bequemer Weg der hormonellen Verhütung
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Zuverlässige und sichere hormonelle Verhütung mit dem Hormon-Stäbchen Implanon
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Weiches, unter der Haut sitzendes Kunststoffstäbchen, dass jahrelang Hormone freisetzt
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Östrogenfrei und damit auch geeignet für Frauen mit Unverträglichkeit gegenüber Kombinationspräparaten
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Geringere Hormondosis als bei der Anti-Baby-Pille verspricht bessere Verträglichkeit
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Hohe Einstiegs- aber keine Folgekosten
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Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Blutungen und Stimmungsschwankungen
Im Einsatz: Indikationen und Anwendung
In den meisten Fällen – man kann nach Anwenderbefragungen von mindestens 80 Prozent ausgehen – wird Implanon eingesetzt, um eine sichere und zuverlässige Empfängnisverhütung zu erreichen. Weil die Hormone nicht täglich eingenommen werden müssen, geht man davon aus, dass die Anwendung bequemer und noch zuverlässiger ist als bei der Anti-Baby-Pille. Auch Frauen, die nicht unbedingt verhüten müssen oder wollen, aber auch keinen Kinderwunsch haben, lassen sich das Hormonstäbchen implantieren, um den Zyklus zu stabilisieren. Auf diese Weise können beispielsweise Hormonschwankungen während der Menstruation abgefangen und damit verbundene Beschwerden vermindert werden. Es gibt auch Hinweise, dass Implanon zur Verbesserung des Hautbildes beitragen kann.
Im Stäbchen: Inhaltsstoffe und Aufbau von Implanon
Das biegsame und dünne Kunststoffstäbchen, dass vom Arzt mit Hilfe eines speziellen Applikators unter die Haut am Arm eingesetzt wird, gibt ständig und gleichmäßig ein gestagenartiges Hormon – das Etonogestrel, in den Körper ab. Das Stäbchen enthält eine so große Menge des Hormons, dass die Freisetzung für etwa drei Jahre garantiert gleichmäßig bleibt und danach abflacht. Dann sollte das Stäbchen entfernt und gegebenenfalls durch ein neues ersetzt werden. Die freigesetzten Mengen des Hormons verteilen sich im Körper und erreichen nur dann einen ausreichend wirksamen Spiegel im Blut, wenn die Frau unter 80 Kilogramm wiegt.
Im Arm: Einsetzen und Lage des Stäbchens
Das dünne Hormonstäbchen wird unter die Haut des Oberarms mit Hilfe eines speziellen Applikators unter örtlicher leichter Betäubung eingesetzt. Die Kunst besteht daran, das Stäbchen tief genug und an sicherer Stelle einzusetzen. Andernfalls kann es dazu kommen, dass das Implanon-Stäbchen abwandert oder sich das freigesetzte Hormon nicht ausreichend im Körper verteilen kann. In beiden Fällen besteht die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft.
Im Körper: sichere Verhütung und stabiler Hormonspiegel
Das aus dem Implanon Kunststoffkörper freigesetzte Gestagen Etonogestrel wird bereits mit langer Tradition zur Verhütung eingesetzt. Wie alle Gestagene ist es eigentlich ein Schwangerschafts-erhaltendes Hormon und bewirkt deshalb zum Einen, dass ein weiterer Eisprung effektiv verhindert wird und zum Anderen, dass der Schleim am Gebärmutterhals zäh und fest wird und damit den Muttermund sicher verschließt. Um vor der Implantation des Stäbchens zu testen, ob die Frau den Wirkstoff verträgt, kann eine Minipille mit dem gleichen Wirkstoff eingesetzt werden.
Im Fokus: Gegenanzeigen und Warnhinweise
Wie alle anderen hormonellen Verhütungsmittel ist auch Implanon nicht für alle Frauen geeignet. Vor allem Frauen, die in der Vergangenheit bereits Probleme mit Thrombosen hatten oder einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten haben, dürfen Implanon auf keinen Fall anwenden. Auch Raucherinnen und Frauen über 35 sollten den Einsatz mit ihrem Arzt gründlich besprechen. Im Gegensatz zu vielen Anti-Babypillen ist Implanon aber für Stillende und Frauen geeignet, die Östrogene nicht vertragen.
Im Darm: Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen!
Auch wenn die Hormone vom Stäbchen direkt ins Blut abgegeben werden und nicht oral eingenommen, so besteht dennoch die Gefahr von Wechselwirkungen im Darm! Grund ist, dass Hormone über die Leber ausgeschieden aber auch aus dem Darm wieder aufgenommen werden und so im Körper im Gleichgewicht bleiben. Arzneimittel wie Antibiotika, Johanniskrautextrakt, einige Epileptika und Psychopharmaka stören das Gleichgewicht, so dass die Gefahr einer unerwünschten Schwangerschaft entsteht.
Im Blick: unerwünschte Wirkungen durch Implanon
Die bei Implanon auftretenden unerwünschten Wirkungen ähneln den Nebenwirkungen der Anti-Babypille. Akne, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme, unregelmäßige Blutungen und vaginale Infektionen kommen sehr häufig vor. Häufig sind auch Stimmungsschwankungen, Reduktion oder Verlust der Libido, Übelkeit, Haarausfall, Schwindel und depressive Verstimmungen. Auch Zysten, Hitzewallungen, grippeartige Beschwerden sowie Reaktionen und Infektionen an der Implantationsstelle treten erstaunlich häufig auf.
Im Alltag: das sagen die Anwenderinnen
Gelobt wird von den meisten Anwenderinnen der sichere und bequeme Empfängnisschutz. Dem gegenüber stehen die Kritikpunkte, die sich vor allem auf die nur ausreichende Verträglichkeit und den hohen Preis für Stäbchen und Einsetzen konzentrieren. Nicht mal die Hälfte der Anwenderinnen würden Implanon demnach weiter empfehlen.
Fazit
Seit einigen Jahrzehnten stehen der Frau mit hormonellen Verhütungsmitteln alle Möglichkeiten zur Verfügung, den Kinderwunsch selbst zu bestimmen und eine unerwünschte Schwangerschaft zu vermeiden. Nicht immer muss frau dafür eine Anti-Baby-Pille einnehmen, denn mit Implanon steht eine wirkungsvolle und viel bequemere Lösung zur Verfügung. Kein Vergessen mehr, keine Hormonschwankungen in der Abbruchphase und die Aussicht auf geringere Nebenwirkungen – die Vorteile von Implanon sind schnell und deutlich zusammengefasst. Dennoch sind die Anwenderinnen in der persönlichen Bewertung nicht ganz so zufrieden und vergeben in Summe nur ein „befriedigend“. Der Grund dafür dürfte vor allem in der meist eher schlecht bewerteten Verträglichkeit liegen. Wobei hier auch andere hormonelle Verhütungsmittel nicht besser wegkommen!