Zinspilot ist ein Angebot der Deposit Solutions GmbH mit Sitz in Hamburg. Über die Plattform können Anleger in Tages- und Festgeldangebote zumeist ausländischer Banken investieren. Das zentrale Verkaufsargument sind die im Vergleich zum deutschen Einlagengeschäft signifikant höheren Zinssätze. Anleger zahlen Geld auf ein Konto bei einer deutschen Partnerbank ein, die die Tages- und Festgeldanlagen treuhänderisch wahrnimmt. Zinspilot ist damit zu einem erheblichen Teil eine Erscheinung der anhaltenden Niedrigzinsphase in der Eurozone, die Anleger zur Suche nach Alternativen treibt. Trotz der positiven Resonanz der Fachpresse und der durchaus aufgeschlossenen Finanzbranche hat das seit 2014 bestehende Angebot das Einlagengeschäft nicht revolutioniert.
Das Zinsniveau in der Eurozone ist seit geraumer Zeit niedrig und wird es absehbar noch über einen langen Zeitraum bleiben. Anleger suchen deshalb nach Alternativen zu konventionellen Tagesgeld- und Festgeldanlagen sowie Bundesanleihen. Eine dieser Alternativen findet sich im Einlagengeschäft europäischer Banken. Diese werden durch die Finanzmärkte anders bewertet und zahlen deshalb höhere Zinssätze als ihre deutschen Konkurrenten. Das Phänomen ist keinesfalls unbekannt: Schon seit vielen Jahren sind zahlreiche Institute aus Österreich, den Niederlanden und Frankreich mit Zweigniederlassungen auf dem deutschen Markt aktiv.
Die Idee hinter Zinspilot: Anleger sollen unkompliziert in Tagesgeld und Festgeld bei ausländischen Banken anlegen können. Zugleich soll der Aufwand für im Zeitverlauf notwendige Kontowechsel minimiert werden. Zinspilot adressiert dabei explizit Anleger, die Anlageentscheidungen primär nach dem Kriterium des Zinssatzes treffen und eine hohe Wechselbereitschaft an den Tag legen. Dazu wurde eine Plattform mit Angeboten von überwiegend ausländischen Banken entwickelt.
Darunter finden sich zum Beispiel Institute aus Österreich und Großbritannien, aber auch aus Frankreich und Malta. Insbesondere im Hinblick auf die exotischen Zielländer geht Zinspilot einen Schritt weiter als die zahllosen Vergleichsportale, die auch Angebote von Zweigniederlassungen listen. Das Versprechen: In weniger etablierten Mitgliedstaaten der EU fallen die Renditen deutlich höher aus. Ihre Rendite ist allerdings ein Spiegelbild der höheren Risiken. Es gibt keine rechtsverbindliche, gemeinschaftliche Haftung aller EU-Staaten für die Bankeinlagen ihres Landes. Vielmehr sind nationale Einlagensicherungssysteme für den Schutz der Kundengelder zuständig. Diese könnten bei einer kritischen Entwicklung überfordert werden.
Unternehmen wie Zinspilot sind auf Interesse der Finanzbranche und der Medien angewiesen. Banken müssen bei dem Modell mitmachen. Nicht alle dürften daran Interesse haben, da der Zielgruppe ein besonders konsequentes Ausschöpfen von Sonderaktionen inklusive anschließendem Abzug der Gelder unterstellt wird. Es haben sich jeoch sowohl deutsche als auch ausländische Banken gefunden, die ihre Offerten auf der Plattform listen. Die Zinspilot Plattform wurde zudem von einzelnen Drittanbietern wie zum Beispiel Brokern integriert. Die Medien zeigten sich in den vergangenen Jahren aufgeschlossen; unter anderem die Fachzeitschrift „Focus Money“ und der Nachrichtensender n-tv berichteten und bedachten das Angebot mit einer Auszeichnung.
Die Revolution des Einlagengeschäfts ist bislang allerdings ausgeblieben. Die Zahl der auf der Plattform erhältlichen Angebote ist überschaubar. Insbesondere Offerten von Banken aus weniger etablierten Mitgliedstaaten sind die Ausnahme. Anleger können sich nicht darauf verlassen, bei Zinspilot zwingend signifikant höhere Zinssätze vorzufinden als im vorderen Bereich der einschlägigen Zinsranglisten aus Deutschland.
Neukunden eröffnen ein Konto bei der in Hamburg ansässigen Sutor Bank AG. Die Privatbank ist an die deutsche Einlagensicherung angebunden und agiert im weiteren Verlauf als Treuhänder. Das Konto bei der Sutor Bank ist über eine Schnittstelle an die Plattform von Zinspilot angebunden. Anleger können Angebote ausländischer Banken auswählen und die Anlage über das Konto bei der Sutor Bank tätigen. Dadurch entfällt bei der mehrmaligen Inanspruchnahme von Angeboten der Aufwand des Kontowechsels.
Die Deposit Solutions GmbH mit Sitz in Hamburg entwickelt eigenen Angaben zufolge seit dem Jahr 2011 TÜV-geprüfte Software und Serviceangebote, die etwa zur Kontenverwaltung für die Immobilien- und Finanzwirtschaft eingesetzt wird. Das Unternehmen versteht sich als Dienstleister für Banken, Unternehmen, Vermögensverwaltungen und Privatanleger und will diesen eine effiziente Gestaltung von Prozessen zur Anlagenverwaltung und Anlagenvermittlung zur Verfügung stellen. Das Angebot für Privatkunden existiert seit dem Jahr 2014.
In der Theorie ist Zinspilot ein Eldorado für „Zinshopper“: Durch die Sutor Bank AG als Treuhänderin können attraktive Zinsangebote kurzfristig und ohne erneute Kontoeröffnung wahrgenommen werden. Durch die europäische Ausrichtung wird der Pool an Angeboten zu dem deutlich und zum Teil um Festgeldanlagen mit höheren Zinssätzen erweitert. In der Praxis bleibt die Revolution des Einlagengeschäfts allerdings aus – nicht zuletzt, weil die Zahl der kooperierenden Banken überschaubar ist und das Absenken von Hürden nicht zwingend im Interesse der Institute liegt. Dennoch: Wer die Suche nach attraktiven Zinsen für Tagesgeld und Festgeld noch nicht aufgegeben hat, kann mit dem Angebot der Hanseaten wenig falsch machen. Das Urteil deshalb: sehr gut.