Als Englischlehrerin, die mit Ihren Schülern bei jedem Sprachaufenthalt in England auch die Hauptstadt London im Programm hat, sehe ich Madam Tussaud's als Pflichtbestandteil der Tour. Nach mehrmaligen Besuchen im berühmtesten Wachsmuseum der Welt, das viele Nachahmer hat, aber keine, die ihm nahe- oder gleichkommen, kann ich nur ganz objektiv feststellen: Madam Tussaud's (bitte das Genetiv-s der englischen Sprache nicht vergessen) ist immer einen Besuch wert.
Schon auf den ersten Blick faszinieren einen die Perfektion der Künstler und Künstlerinnen. Jede Bartstoppel, jede Pore, jeder Pickel und jede Falte des Stoffes der Kleidung scheinen zu stimmen und direkt aus der Realität gegriffen zu sein. Obwohl die Wachsfiguren, die natürlich immer wieder ausgetauscht und aktualisiert werden, nicht berührt werden dürfen, ist es ein Erlebnis, ein Foto mit seinem Lieblingsstar zu machen oder mit ihm oder ihr zu posieren. Natürlich gibt es auch die sogenannten Klassiker, die immer und für jede Generation erkennbar und aktuell sind, wie die Beatles oder - leider Gottes und dennoch zu Recht - Adolf Hitler.
Als eher negativ konnte ich im Laufe der Jahre die Entwicklung zum Massenmuseum feststellen. Wer keine fixe Eintrittszeit reserviert - solches ist für eine Gruppe, die sich an einer anderen Queue anstellt als Otto Normalverbraucher, merklich einfacher - muss mit langen Wartezeien rechnen. Dem nicht genug, wenn Sie Pech haben, ist das Museum so voll, dass es kaum Platz zum Staunen und Fotografieren gibt.
Die kleine Achterbahnfahrt im Untergeschoß des Museums macht genauso wie die Chamber of Horrors mit grausigen Gestalten aus Wachs aus der Geschichte London's solche Unannehmlichkeiten wenigstens zum Teil wett.
Madam Tussaud's bekommt von mir gerne vier Sterne von fünf. Würden die Organisatoren ein Besucherkontigent einführen, gäbe ich auf jeden Fall fünf Punkte für Professionalität und Unterhaltungswert.