Donnerstag, 13 August 2015
Oft wird die mangelhafte Kompatibilität von LibreOffice zu Microsoft Office bemängelt. Dies ist zum Teil richtig, sie ist immer noch stark verbesserungswürdig, vor allem auch, wenn man sich andere Office-Suites wie zum Beispiel SoftMaker Office ansieht. Dennoch ist dies für mich ein eher zweifelhaftes Argument, denn umgekehrt ist es doch genauso, wenn nicht schlimmer: von Kompatibilität vom OpenDocument-Format (ODF) im MSOffice keine Spur. Und nachdem ODF ein quelloffener und genormter ISO-Standard ist, wäre dies umso dringlicher (und einfacher umzusetzen).
LibreOffice hat meiner Meinung nach andere Schwächen: die Datenbankanbindung in Base halte ich für professionellere Aufgaben für weitgehend unbenutzbar, auch das Arbeiten mit Impress ist alles andere als intuitiv und insgesamt doch sehr eingeschränkt und altbacken. Das Vektorgrafikprogramm Draw mag eine nette Spielerei sein, viel Ernsthaftes bringt man damit nicht zustande. Ich hoffe da inzwischen seit Jahren vergeblich auf Besserung, insbesondere bei Impress, dass im Gegensatz zu Base oder Draw schlecht durch andere (OpenSource-)Programme ersetzbar ist.
Ein überzeugendes Bild gibt jedoch das Textverarbeitungsprogramm Writer ab. Es ist angenehm stabil, was ich von MSWord ab einem gewissen Textumfang nicht behaupten kann. Selbst für anspruchsvolleres wissenschaftliches Arbeiten gehen mir kaum Funktionen ab. Ein Naturwissenschaftler wird jedoch vermutlich dennoch bei irgendeiner TeX-Variante bleiben. Ich habe mir die vollkommen konfigurierbaren Funktionsleisten auf meine Bedürfnisse hin zugeschneidert; damit ist nun – in Kombination mit diversen ebenso frei konfigurierbaren Tastenkürzeln – ein besonders flottes Arbeiten möglich. Die Tabellenkalkulation Calc erscheint mir zumindest für private Zwecke vollkommen ausreichend zu sein. Ich bin damit noch an keine Grenzen gestoßen, erwarte allerdings auch keine Wunderdinge.
Insgesamt ist LibreOffice für mich eine durchaus taugliches Office-Suite, mit Stärken (Writer), aber auch mit Schwächen (Base, Impress). Es gibt laufend kleine Verbesserungen, allerdings lässt eine Behebung diverser Schwächen im grundsätzlichen Design (in Base und Impress etwa) nun schon seit Jahren auf sich warten. Dafür, dass es sich um eine Gratis-Software ohne die Unterstützung eines großen Konzern handelt, ist es allemal erstaunlich, wie gut sie doch ist. Den Vergleich mit professioneller Software wie Microsoft Office braucht LibreOffice nicht zu scheuen, und zumindest für den anspruchsvolleren Hausgebrauch ist es eine gleichwertige Alternative, in bestimmten Bereichen sogar überlegen (erst recht, wenn man kein Ribbon-Fan ist). Und wer mit Linux unterwegs ist, hat sowieso nicht viele Alternativen.